Ergänzende Hinweise zur Erstellung eines Posters

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Einteilung der Posterfläche[1]

Um eine rasche Überschaubarkeit von wissenschaftlichen Postern mit einer größeren Anzahl von Bildern, Texten, etc. zu erreichen, muss eine ordnende Struktur vorhanden sein. Strukturierende Linien lenken den Lesefluss, der sowohl zeilen- als auch spaltenweise verlaufen kann. Solche Linien müssen nicht explizit eingezeichnet sein, es kann sich auch um aneinander grenzende Kanten der verschiedenen Elemente handeln. Grundsätzlich vermitteln horizontale und vertikale Linien den Eindruck von Ruhe und Ordnung, schräge Linien dagegen den Eindruck von Bewegung (Unruhe im Negativen, Dynamik im Positiven). Solche expliziten oder gedachten Linien sollten nicht in ihrem Verlauf unterbrochen oder versetzt sein, da sonst die Struktur gestört wird. Bei Bedarf kann das gesamte Poster durch einen Rahmen als integrierende Komponente abgeschlossen werden. Auch einzelne Elemente können durch Rahmen eingeschlossen werden. Dabei wirken Rahmen mit runden Ecken gefälliger als solche mit rechtem Winkel. Ein Poster wird im Allgemeinen aus folgenden Objekten gebildet:

  • Hintergrund
  • einzelne Textzeile (insbesondere Überschriften) und Textblöcke
  • vektor-orientierte Graphiken (Zeichnungen, Messkurven, Diagrammen, Karten)
  • Rasterbilder

Grundsätzlich sind Graphiken und Rasterbilder besser geeignet als Texte („Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“). Beide brauchen allerdings eine gewisse Größe, um zu wirken, d. h. Briefmarkengröße bringt nichts!

Flächen ohne Inhalt Zwischen den einzelnen Objekten (Textblöcke, Bilder, Grafiken usw.) sollten Leerflächen verbleiben, damit die verschiedenen Objekte problemlos voneinander unterscheidbar sind und der*die Betrachter*in das vorher Aufgenommene zunächst bewusst verarbeiten kann. Einzelfläche mit InhaltInnerhalb einer rechteckigen Fläche haben die verschiedenen Bereiche unterschiedliche Bedeutungen und Gewichtungen für den*die Betrachter*in, d. h. mit den Orten links, rechts, oben und unten verbinden sich unterschiedliche Assoziationen. Dabei spielen die Leserichtung im europäischen Kulturraum und die Erfahrung mit der Schwerkraft eine wesentliche Rolle:

  • Die Bewegung von links nach rechts ist unsere natürliche Leserichtung.
  • Die Bewegung von oben nach unten ist ebenfalls Teil der natürlichen Leserichtung, denn auch Gegenstände bewegen sich durch die Schwerkraft von oben nach unten.

Bestimmte Assoziationen werden mit folgenden Formen verbunden:

  • Die Grundlinie eines Bildes wird wie eine Standfläche mit festem Grund empfunden.
  • Objekte knapp oberhalb der Grundlinie erscheinen in einer stabilen Lage aufdieser Fläche.
  • Objekte weit oberhalb der Grundlinie erscheinen in einer weniger stabilen, alsolabilen Lage.
  • Objekte am linken Rand einer Fläche werden als in Bewegung empfunden, Objekte am rechten Rand erscheinen in Ruhe.

In der Summe liegt der Focus des*der Betrachters*in also in der rechten unteren Ecke einer Fläche. Häufig sind daher auf Werbeprospekten das Logo und der Name des Produkts in dieser Ecke platziert. Auch bei Bildern wird die Aufmerksamkeit häufig auf ein Detail in diesem Bereich gelenkt.Aber natürlich muss nicht jede Fläche nach diesen Prinzipien aufgebaut sein. Beispielsweise kann auch eine Fläche mit zentralem Schwerpunkt ausgewogen wirken.

Hintergrund[1]

Der Hintergrund wird häufig weiß gehalten, jedoch kann es gestalterisch interessant sein, eine farbige Vollfläche oder einen Farbverlauf einzusetzen. Auch ein Logo oder Bild kann Aufmerksamkeit erwecken, darf aber nicht zu beherrschend sein und vom Inhalt ablenken. Auf einem hellen Hintergrund sind dunkle Schriftzeichen zu verwenden, auf dunklem Hintergrund helle (meistens weiße) Zeichen. Ein gestalterisch interessanter Hintergrund kann allerdings drucktechnische Probleme bereiten. Beim Tintenstrahldrucker führt ein großflächiger starker Farbauftrag zu einer übermäßigen Durchfeuchtung des Papiers. Wenn das Papier nicht schnell genug trocknen kann, wird es wellig. Insofern sollte Farbe mit Bedacht eingesetzt werden. Dunkle Flächen oder sogar Schwarz sind nicht zu empfehlen, da nicht alle Drucktechnologien einen gleichmäßigen Farbauftrag garantieren (häufig Streifenbildung). Je größer der Kontrast zum Papierweiß, desto leichter sind die Unregelmäßigkeiten zu erkennen.

Titel, Überschrift[1]

Der Titel spielt eine zentrale Rolle für das gesamte Poster. Er soll alle Schlüsselwörter des weiteren Inhalts enthalten. Damit wird die Aufmerksamkeit aller fachlich Interessierten geweckt.

Gestaltung von Texten[1]

Das Poster soll und kann die eigentliche wissenschaftliche Arbeit nicht ersetzen! Ein typischer Anfängerfehler ist es, den Textanteil eines Posters zu umfangreich zu gestalten (Motto daher: Kurzfassen!) Es empfiehlt sich, den gesamten Text zunächst in inhaltlich abgeschlossene Blöcke zu zerlegen, die dann mit den anderen Objekten (Bilder, Graphiken usw.) gruppiert werden. Innerhalb der Textblöcke sind - so weit wie möglich - Stichworte und Aufzählungen (bullet points) dem Lauftext vorzuziehen. Wenn dennoch vollständige Sätze verwendet werden müssen (z. B. bei Zitaten), lohnt es sich zu überlegen, ob Flatter- oder Blocksatz verwendet wird. Falls der Blocksatz zu unregelmäßig gro-ßen Wortabständen innerhalb der Zeile führt, sollte eine manuelle Silbentrennung durchgeführt werden. Auch beim Flattersatz erhält man häufig einen zu ungleichmäßigen Rand. In diesem Fall empfiehlt sich ebenfalls eine selektive manuelle Silbentrennung. Erfahrungsgemäß wirkt Flattersatz bei kurzen Texten „natürlicher“ als Blocksatz. Beachte: unnötige Verständnishürden durch Gebrauch nicht geläufiger Abkürzungen vermeiden.Bei einer größeren Anzahl von Textblöcken sollte sich die Einteilung an der Schriftgröße orientieren. Aus der bewährten Zeilenlänge von Büchern leiten sich 45 bis 60 Zeichen pro Zeile ab. Damit ist gewährleistet, dass der*die Lesende ohne Probleme vom Zeilenende zum Anfang der nächsten Zeile findet. Eine Textzeile sollte daher in der Regel nicht über die volle Papierbreite des Posters reichen (Ausnahme Titel des Posters!), vielmehr ist der Text in Spalten aufzuteilen.

Tabellen[1]

Zahlenreihen und Tabellen sollten sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Wenn möglich, sind die Zahlenwerte in Graphiken (z. B. Histogramme, Tortendiagramme) umzuwandeln, da Bilder vom Betrachter leichter und schneller erfasst werden. Meist kommt es ohnehin mehr auf das Verhältnis der Werte zu einander, als auf die absoluten Werte an.

Vektor-Graphiken[1]

Vektor-Graphiken sind strich-orientierte Darstellungen wie beispielsweise Zeichnungen, Messkurven, Diagramme oder Vektor-Karten. Wie für die Texte gilt es auch hier, eine einfache Darstellungsform zu wählen. Beschriftungen und Einteilungen der Koordinatenachsen sind auf den Mindestumfang zu beschränken. Die Größe der Schriftzeichen ist so zu wählen, dass sie aus 1 - 1,5 m Entfernung lesbar sind. Bei Linien reicht die einfache Strichstärke meist nicht aus. Gestrichelte Linien sollten durch farbige Linien entsprechender Strichstärke ersetzt werden.

Rasterbilder[1]

Aus Rasterpunkten (Pixeln) aufgebaute digitale Bilder können von Dias, Fotos und anderen Papiervorlagen durch Einscannen erstellt werden oder liegen schon digital vor (z. B. zahlreiche Quellen für digitale Bilder und Karten im Internet). Bei Bedarf können die Rasterbilder bearbeitet werden (kostenfreie Programme im Internet). Es kann z. B. sinnvoll sein,

  • einen Ausschnitt zu wählen,
  • die Auflösung (Bildgröße) zu reduzieren (vgl. Abschnitt Bildgröße und Farbtiefe),
  • die Farbtiefe zu reduzieren (vgl. Abschnitt Bildgröße) oder
  • Farbanpassungen vorzunehmen, damit die verschiedenen Objekte des Postersfarblich zusammenpassen.

Pictogramme, Cliparts[1]

Kleinformatige Bilder (Strichzeichnungen usw.) können mit Programmen wie Corel Draw, Word usw. selbst erstellt werden. Alternativ können kleine Rasterbilder (Piktogramme, Cliparts) eingesetzt werden, die lizenzfrei zur Verfügung stehen. Quellen sind

  • z. B. die Iconlib-Sammlung vom Rechenzentrum der Universität Stuttgart (Bilder mit geringer Auflösung/meistens 32 * 32 Pixels im Graphics Interchange Format (GIF)) im Internet oder
  • integrierte, thematisch sortierte Cliparts in vielen Standardprogrammen.

Bildunterschriften[1]

Graphiken und Rasterbilder sind mit Unterschriften zu versehen, so dass ihr Inhalt auch ohne vollständiges Lesen der Texte zu verstehen ist. Bei einer größeren Anzahl von Objekten kann eine Nummerierung hilfreich sein.

Bildgröße und Farbtiefe bei Rasterbildern[1]

Bei Laserdruckern werden die Informationen als ganzseitiges rechteckiges Punktraster mit der physikalischen Auflösung des Geräts auf das Papier übertragen. Gebräuchliche physikalische Auflösungen sind 300 dpi oder ein Vielfaches davon. Bei Tintenstrahl- und Laserdruckern ist wegen des Ditherings die logische Auflösung deutlich geringer. Ähnliches gilt für die Farbtiefe. In vielen Fällen ist es möglich, die Farbdarstellung von 24-Bit-RGB auf 8-Bit indizierte Farbe umzustellen, ohne dabei einen Verlust an Informationen in Kauf nehmen zu müssen. Dies gilt für die meisten vektor-orientierten Darstellungen (Zeichnungen, Messkurven, Diagramme, Karten). Alle Daten, die darüber hinaus dem Drucker übermittelt werden, sind überflüssig! Zu große Druck-Dateien belasten alle weiteren Bearbeitungsschritte.

Farbe allgemein[1]

Die Farben sollten möglichst auf das Thema abgestimmt sein. Bei einem strukturierten Aufbau verwendet man am besten gleiche Farben für gleiche Hierarchien und gleichwertige Objekte. Zu viele Farben überlasten das Poster und erzeugen den Eindruck von Buntheit. Dagegen hebt sich eine reine Schwarz-Weiß-Darstellung in einer Reihe von farbigen Postern ab und kann so eine besondere Wirkung erzielen. Wirkung von Farben Über die psychologische Wirkung einzelner Farben und von Farbkombinationen gibt es (fast) unendlich viel Literatur.

  • Wirkung einzelner Farben:
    • rot: warm, Aktivität, Aggressivität
    • orange: Vergnügen
    • gelb: heiter, Lebensfreude
    • grün: beruhigend, neutral, Ruhe und Ausgeglichenheit
    • blau: kalt, Harmonie, Freundlichkeit, Freundschaft
    • violett: negativ, unsympathisch
    • schwarz: negativ
    • weiß: positiv
    • grau: Neutralität, Funktionalität, Sachlichkeit
  • Eigenschaften von Farbkombinationen:
    • grün-blau-weiß: Erholung
    • weiß-blau: wissenschaftliche Tugenden
    • schwarz-weiß: seriös und informativ
    • schwarz-gelb: Signalfarbe
  • Farbe bei Texten
  • Grundsätzlich gilt: je farbiger ein Text, desto schwerer ist er zu lesen (Farbkontraste irritieren das Auge).
  • Roter Text wirkt auf den ersten Blick wie Werbung, die von immer mehr Menschen ignoriert wird. Wirklich wichtige Information sollte schwarz auf weiß zulesen sein. Ein wissenschaftlicher Text in Rot wirkt populärwissenschaftlich,u. U. sogar unseriös.
  • Da unsere Arbeitsumgebung üblicherweise hell ist, sollte der Hintergrund eines Dokuments ebenfalls hell und die Schrift im Kontrast dazu dunkel sein, nicht umgekehrt. Es empfiehlt sich also die typische Kombination von schwarzer Schrift auf weißem Grund. Schwarze Schrift auf weißen Grund hat auch die beste Nahwirkung, schwarze Schrift auf gelbem Grund die beste Fernwirkung.

Bildharmonien[1]

Ein Bild macht dann einen harmonischen Eindruck, wenn die Objekte darin in ausgewogenen Verhältnissen stehen.

Harmonie entsteht durch die

  • Ähnlichkeit der Objekte (z. B. „Ton in Ton'') oder
  • Kontraste der Objekte.Es gibt verschiedene Ansätze, Kontraste zu systematisieren. Nach A. Hölzel & J. Itten gibt es sieben Kontraste:
  • Eigenfarb-Kontrast Hell-Dunkel-Kontrast
  • Kalt-Warm-Kontrast
  • Komplementär-Kontrast[2]
  • Simultan-Kontrast
  • Qualitäts-Kontrast
  • Mengen-Kontrast.

Kurze Erläuterung der Kontraste:

  • Eigenfarb-Kontrast (Farbe-an-sich-Kontrast): Die „starken“ Farben Rot, Blau und Gelb dominieren durch Leuchtkraft und Stärke. Für alle Farben gilt, dass Weiß die Leuchtkraft der anderen Farben schwächt und sie dunkler macht. Schwarz steigert die Leuchtkraft der anderen Farben und lässt sie heller wirken.
  • Hell-Dunkel-Kontrast: Hier geht es um die Helligkeit (Lichtwert oder Luminanz) einer Farbe. Zwischen Schwarz und Weiß ist der maximale Hell-Dunkel-Kontrast. Von den bunten Farben bilden Gelb und Violett den stärksten Kontrast. Der Hell-Dunkel-Kontrast eignet sich sehr gut, um Botschaften intensiv zu vermitteln. Dieser Kontrast ist nicht identisch mit dem Komplementär-Kontrast. Beispielweise sind Rot und Grün Komplementärfarben, haben jedoch einen geringen Hell-Dunkel-Kontrast.
  • Kalt-Warm-Kontrast: Der Farbbereich Gelb-Orange-Rot wird als warm, der Farbbereich Grün-Blau-Violett als kalt empfunden. Die wärmste Farbe ist Rotorange, die kälteste Blaugrün. Der Kalt-Warm-Kontrast ist eine Art Komplementär-Kontrast. Farben aus beiden Bereichen verbinden Empfindungspaare wie kalt - warm, leicht - schwer, ruhig – aktiv oder fern - nah.
  • Komplementär-Kontrast: Komplementär-Kontraste wirken am stärksten mit den 6 Grundfarben.
  • Simultan-Kontrast: Dieser Kontrast ist ein reines Wahrnehmungsphänomen: Das Auge erzeugt gleichzeitig (simultan) die zugehörige Komplementärfarbe (wirkliche Farbe nicht immer identisch mit ihrer Wirkung!).
  • Qualitäts-Kontrast: Dies ist der Kontrast zwischen reinen, leuchtenden Farben und stumpfen in der „Farbqualität“ veränderten Farben. Die Änderungen entstehen durch Aufhellen oder Abdunkeln, d. h. durch Zumischen von Weiß bzw. Schwarz. Eine leuchtende Farbe inmitten eines Umfelds von getrübten Farben hat eine scheinbar höhere Leuchtkraft und erzielt damit einen höheren Aufmerksamkeitswert.
  • Mengen-Kontrast (Quantitäts-Kontrast): Stark unterschiedliche Mengenanteile von Farben bilden schon von sich aus einen starken Kontrast. Die kleinflächige Farbe kann die Aufmerksamkeit stark auf sich ziehen.

Transparenz von Farben [1]

In einigen Programmen (z. B. PowerPoint) können Farben durch Auswahl ihres Transparenzgrads verändert werden. Der Grad variiert zwischen vollständiger Transparenz, bei der die Farbe gar nicht mehr wahrnehmbar ist, und nicht vorhandener Transparenz, bei der die Farbe deckend (opaque) ist. In der Produktionskette vom Programm bis zum Drucker ist nicht immer sichergestellt, dass Transparenzen korrekt gespeichert oder dargestellt werden. Oft wird statt der reduzierten Farbe die Vollfarbe benutzt. Manche Programme geben einen entsprechenden Hinweis beim Speichern einer Datei oder im Druck-Menü. Abhilfe schafft das

  • manuelle Ersetzen der transparenten Farbe durch eine abgetönte Farbe ohne Transparenz auf weißem Hintergrund oder
  • Umwandeln des gesamten Dokuments in ein Rasterbild, sofern das Programmdie entsprechende Funktion bietet. Dabei ist allerdings nicht sichergestellt, dassdie Auflösung des Rasterbilds den eigenen Ansprüchen genügt. In den meistenFällen hat der*die Anwender*in keinen Einfluss auf die Parameter für die Konvertierung.

Siehe auch

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 Christian-Albrechts-Universität Kiel, verändert und ergänzt
  2. Komplementärfarben: Gegenfarben, die einander im Farbkreis gegenüber liegen. Komplementäre Farben mischen sich zu Grau bis Schwarz. Der Farbkreis bzw. die Farbkugel wurden bereits von J. W. von Goethe (ca. 1800) benutzt (Modelle zum Ordnen der Farben).